Geschichte des Apothekertrakts

in Schönbrunn

Von der einstigen Hofapotheke und Heimat der wertvollen Cedrat-Zitrone zur modernen Veranstaltungslocation für jeden Anlass!

Zitruszweig

Der Apothekertrakt

Der so genannte Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn wurde im Zuge des Umbaus vom Jagdschloss zu einem Residenzschloss kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Diese Erweiterungen der Schlossanlage als Sommerresidenz für Maria Theresia umfassten auch den Bau der Nebengebäude in Richtung Meidling und Hietzing, um die Versorgung des gesamten Hofstaates zu gewährleisten.

Mehrere Grundrisse Schönbrunns aus den 1760/70er Jahren zeigen den ebenerdigen Apothekertrakt bis hin zum Cedrathaus und der Orangerie, der in seiner baulichen Gestalt mit dem heutigen Bau - ausgenommen die innere Raumgliederung - weitgehend ident ist.

Den Plänen des 19. Jahrhunderts zufolge waren in diesem Trakt unter anderem die Garden und die Schlosserei untergebracht, die Höfe sind als Schlosser- und Gardehof bezeichnet; im Anschluss an das Cedrathaus, das sich zum Orangeriegarten öffnet, befanden sich Stallungen, vermutlich für die berittene Garde.

Namengebender Apothekenbetrieb in Schönbrunn bis 1976

Als der sogenannte Gardetrakt beim Schlosseingang nordöstlich vor dem Ehrenhof im Jahre 1906 zu einer modernen Unterkunft für die Garden, unter anderem mit der Küche und Sanitärräumen im Keller, ausgebaut wurde, nutzte die kaiserliche Hofverwaltung den freigewordenen Trakt neben der Verpachtung für Gaststätten auch zur Unterbringung der Hofapotheke, die zuvor (vermutlich wesentlich kleiner) im Gardetrakt lokalisiert war.

Generell sollte die Hofapotheke nicht nur die kaiserliche Familie versorgen, sondern auch für die Hofbediensteten die kostenlose Abgabe von Medikamenten gewährleisten. Der Betrieb der Apotheke in Schönbrunn wurde auch nach der Monarchie bis 1976 im namensgebenden Apothekertrakt, der den östlichen Abschluss der Meidlinger Seitengebäude bildet, aufrechterhalten.

Cedrat - Haus

Das sogenannte Cedrat-Haus, das ostseitig an die Schönbrunner Orangerie anschließt und auch den Abschluss des Orangeriegartens bildet, gilt europaweit als einziges Beispiel seiner Art. Vermutlich gleichzeitig mit dem Orangerietrakt errichtet, diente das Cedrat-Haus speziell für die Unterbringung und Überwinterung der besonders wertvollen und frostempfindlichen Cedrat- oder Zitronat-Zitrone (Citrus medica L.). Es handelt sich bei der Cedrat-Zitrone um eine spezielle Varietät der Zitronengewächse, die nicht mit der 'gemeinen' Zitrone (Citrus limon L.), bei der es sich um eine Limone handelt, zu verwechseln ist.

In der architektonischen Formensprache an der Orangerie orientiert, wurde das Cedrat-Haus mit einer niedrigeren Raumhöhe und -tiefe errichtet, durch das geringere Raumvolumen mit der ursprünglichen rückseitigen Ofenheizung leichter temperierbar und daher zur Unterbringung der im 18. Jahrhundert kultivierten empfindlicheren, aber auch kleinwüchsigeren Cedrat-Citrone besser geeignet. Die Besonderheit der Errichtung eines eigenen Hauses für diese Citrusart betont aber auch den besonders hohen Stellenwert der Cedrat-Zitone gegenüber der anderen zahlreichen im 18. Jh. kultivierten Varietäten innerhalb der Schönbrunner Orangerie.

Geschichte und Herkunft der Cedrat-Zitrone (Citrus medica L.)

Die Citrus medica war die erste im abendländischen Altertum bekannte Citrusart. Ihr Geruch ist mit dem des Zedernholzes vergleichbar und aufgrund der vergleichbaren Verwendung als Mottenschutzmittel wurde sie ursprünglich als Kedromelon (Zedernapfel) bezeichnet. Von kedros zu citrus lateinisiert, wurde sie in der Folge für die gesamte Pflanzengattung namensgebend. Das Adjektiv medica verweist auf die antike Bezeichnung der Frucht, die als medischer Apfel vermutlich aus dem nordindischen Raum stammte und bereits im Altertum im persischen Raum, nämlich im Königreich von Medien, kultiviert worden war, bevor sie von dort in den ostmediterranen Raum und von dort nach Europa gelangte.

Eine Varietät der Cedrat-Zitrone namens Etrog (Citrus medica var. Etrog) war seit dem Altertum im jüdischen Glauben von besonderer zeremonieller Bedeutung für das Laubhüttenfest (= jüdisches Pilgerfest), sie war hochgeschätzt und wurde in der Folge durch die Diaspora im gesamten europäischen Raum verbreitet.

Bereits im Mittelalter als eines der teuersten Gewürze in der Küche begehrt und geschätzt, ist die Verwendung der Cedrat-Zitrone als Zitronat bis heute in der Konditorei unverzichtbar.

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